Dienstag, 8. April 2014

"ES IST NICHTS MIT DER WAHRHEIT...ES IST NICHTS MIT DER MORAL...ES IST NICHTS MIT DER RELIGION."

WILHELM WEISCHEDEL: DIE PHILOSOPHISCHE HINTERTREPPE, München 1985 (dtv): ÜBER NIETZSCHE UND NIHILISMUS.

"Was ich erzähle, ist die Geschichte der nächsten zwei Jahrhunderte. Ich beschreibe, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft des Nihilismus...Unsere ganze europäische Kultur bewegt sich seit langem schon mit einer Tortur der Spannung, die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wächst, wie auf eine Katastrophe los: unruhig, gewaltsam, überstürzt: einem Strome ähnlich, der ans Ende will..." (S. 260 f.)
(Man denke nur an den Ausbruch des ersten Weltkriegs, den Thomas Mann so treffend das "Weltfest des Todes" genannt hat.)
Sicherheit gibt es nicht mehr (gab es die jemals?). Dafür gebe es jetzt das "Nihil" (kann das Nichts überhaupt existieren?). Einzige Einsicht, die bleibt: Alles Fürwahrhalten=falsch (was ist mit dieser Ansicht?)! Die Moral=fragwürdig (Moral ist Gift!). Keiner befolge sie, ja sie sei sogar lebensfeindlich und widernatürlich, ebenso das Christentum. Religion sei ein Gemächte des Menschen, "Menschen-Werk und Wahnsinn".
(Die einen verbreiten Lügen, und die anderen möchten gerne daran glauben. So ist das eben. Mundus vult decipi. Die guten Leute brauchen ihre Lügen.)
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Der Mann macht einem echt Mut. Als Motivationstrainer äußerst geeignet.
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Trotzdem (nihilominus): Philosophandum est!

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