Sonntag, 9. Dezember 2012

J.W. VON OECHELHAEUSER: WIR ZOGEN IN DAS FELD

"Bücher, die dem Frontsoldaten in diesem schrecklichen Krieg gerecht werden, gibt es wenige. Eines, eines der besten, das wir kennen, ist OECHELHAEUSERS 'WIR ZOGEN IN DAS FELD'".
Die Welt

VON OECHELHAEUSER, Jahrgang 1922, war Panzerkommandant an der Ostfront (über hundert Gefechtstage).
Ich besitze eine handsignierte Ausgabe mit folgender Widmung des Autors:
"Im Krieg lernt man, um den Glauben zu beten." v. Oechelhaeuser-1988-

Das Buch ist eine hundertfache Bestätigung des Sprichwortes "NULLA SALUS BELLO". Exemplarisch sei hier die ergreifende Episode von "KNÜPPELPAULE" zitiert:

"Das Lazarett ist längst voll belegt. Neben mir ist seit Tagen ein schwerer Fall einquartiert. Die junge Schwesternhelferin, die mir das Essen bringt, flüstert es mir fast wie ein großes Geheimnis zu. 'Hoher SS-Führer. Beide Beine amputiert. Aus Rußland.' (...) Wenn morgens und abends seine und meine Türe zum Choralsingen geöffnet werden, höre ich ihn phantasieren. Er flucht. Er kommandiert. Er funkt. Und sind Gebet und Choral beendet, brüllt er: 'Hängt den Kerl da ab! Hängt den Kerl da ab! Macht die Türen zu! Laßt das verfluchte Gesinge!' (...) Wir kommen auf die Front zu sprechen. Gott sei Dank. Die Front macht uns beiden den Mund auf. Ich werde sogar neugierig und hellhörig, als er erzählt, Bataillonskommandeur bei der SS-Kavalleriedivision zu sein. Ich erfahre, daß er an derselben Frontstelle verwundet wurde wie ich, nur einen Tag später, und daß die Strohschoberhöhe nicht eingenommen wurde."

Der verwundete SS-Offizier erzählt nun, wie durch einen Irrtum der Eisenbahner ein vollbesetzter Lazarettzug stehen gelassen wurde und den Russen in die Hände fiel. Einen anderen, schwach besetzten Zug ließ man abfahren. VON OECHELHAUSSER, der sich in diesem Zug befand, wird schlagartig klar: Diesem Irrtum hatte er sein Leben zu verdanken:

"Dann schaue ich wieder den unglücklichen Erzähler meiner Rettung an, der aber nicht weiß, daß er sie mir erzählte, und frage ihn, ob er einen Spitznamen habe. Ich frage weiter, ob KNÜPPELPAULE sein Spitzname sei. Er lacht heiser und nickt und sagt ja. (...) Nach dem Choral am nächsten Morgen fällt in der Stube meines Nachbarn ein Pistolenschuß, und darauf kracht irgend etwas zu Boden. Das Krachen überlärmt noch sein heiser dröhnendes Gelächter. Er hatte den Christus von der Wand geschossen.
Er kämpfte noch zwei Tage und eine Nacht gegen seinen FREUND HEIN. Dann kämpfte er nicht mehr.
In sein Zimmer kommt ein Major von der Standortkommandantur KOBLENZ, der an Magenbeschwerden leidet."
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Dieses Buch sei jedem historisch Denkenden anempfohlen!
E.

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