Donnerstag, 27. November 2014

13. AUGUST 1940: ADLERTAG

DER AUFMARSCH:
1.) 3 DEUTSCHE LUFTFLOTTEN: 949 Kampfflugzeuge; 336 Stukas standen zum Angriff bereit; davon lagen 734 Jäger dicht am Kanal (Grund: geringe Reichweite); dahinter: 268 Zerstörer.
2.) Gegner (Engländer; Royal Air Force): mehr als 700 Jäger, 471 Bomber; die Bomber flogen nur nachts Störangriffe auf das Reich.
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CAJUS BAECKER: ANGRIFFSHÖHE 4000; ein Kriegstagebuch der deutschen Luftwaffe, Heyne Verlag München 198, S. 151.
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C. BECKER widmet in seinem auch ein Kapitel der LUFTSCHLACHT UM ENGLAND:
"Montag, 12. August 1940: Dicht über See fliegt ein gemischter deutscher Jagdverband westwärts. Die Sicht über der Straße von Dover ist klar, das Wetter hat sich seit gestern gebessert.
Hauptmann WALTER RUBENSDÖRFFER sieht die englische Steilküste deutlich aus der See aufsteigen. Etwa Mitte des Kanals spricht er ins Mikrophon:
'Achtung für 3. Staffel: Entlassen zum Sonderauftrag. GUTE JAGD.'"
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Staffelkapitän Oberleutn. OTTO HINZE fliegt mit 8 ME 109 auf Dover zu ("gibt 'verstanden' und meldet sich ab"). RUBENSDÖRFFER fliegt mit 12 ME 110 der 1. und 2. Staffel parallel zur englischen Küste.
RUBENSDÖRFFER ist der Kommandant der ERPROBUNGSGRUPPE 210, die unter dem Oberbefehl des Kanalkampfführers Oberst FINK steht. Tags zuvor war der Kampfverband gegen einen Küstengeleitzug eingestzt worden:
"24 MESSERSCHMITTS tauchten in das Flakfeuer der Schiffe hinunter...Volltreffer in Decks und Aufbauten!" (Bei der Erprobungsgruppe hatten alle Kampfflugzeuge die gleiche Anzahl starrer MGs und Kanonen.)
Am 12. August war das Angriffsziel die Funkmasten, "die sich-vom französischen Kanalufer durchs Fernglas deutlich zu erkennen-an vielen Stellen der britischen Küste emporrecken."
Man wußte:
1.) Die britischen Jäger wurden von Leitstellen über UKW ferngesteuert
2.) Die Briten hatten ein neues Funkortungssystem. Dieses meldete den Leitstellen den Anflug deutscher Jäger. Die Antennenmasten waren sozusagen die Fühler dieses Systems.
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Folgerung daraus: Die Masten mußten konsequent und sofort vernichtet werden.
"Erkannte englische DeTe-Geräte sind durch besondere Kräfte mit der ersten Welle anzugreifen, um sie frühzeitig auszuschalten."
(DeTe=Dezimeter-Telegrafie oder auch R. D. F.=Radio Direction Finding=Richtungsbestimmung durch Radiowellen; heutige Bezeichnung "Radar" (Funkmeß): erst seit Mitte des Krieges gebräuchlich; s. Anmerkung.)
Der Angriff auf die Funkmasten war das Signal zu der LUFTSCHLACHT UM ENGLAND.
Ablauf:
1.)  Oberleutn. MARTIN LUTZ sichtet die Antennenmasten von PEVENSEY.
"6 MESSERSCHMITTS ziehen hoch."-Die Flieger tragen 500-Kilo-Bomben=doppelte Bombenlast eines Stuka (JU 87)!-Die Maschinen kippen ab; Gleitflug; LUTZ hat die erste Antenne im Reflexvisier (Revi); er wirft ab; die Zertörer jagen über die Radarstation hinweg; 8 Bomben liegen im Ziel: eine vernichtet das Hauptkabel; Sendepause bei den Engländern!
2.) Oberleutn. RÖSSIGER (weiter östlich) greift mit der 2. Staffel die Station RYE (bei Hastings) an; macht Meldung: 10 Treffer!
3.) Oberleutn. HINTZE greift mit der 3. Staffel die Anlagen bei DOVER an;
"Es ist überall das gleiche: Als sich die Angreifer im Abflug umdrehen künden Dreckfontänen und schwarzer Qualm von ihrer Maßarbeit. Nur die Masten schauen oben aus den Rauchwolken heraus. Das war schon in Polen so, beim Angriff auf die Rundfunksender. Man kann noch so genau zielen-die Masten fallen nicht."
4.) 11 Uhr 30: 3 Gruppen der Kampfgeschwader 51 und 54 sowie 63 Bomber (JU 88) greifen den Hafen von PORTSMOUTH an; 15 Maschinen drehen bei der Isle of Wight ab und greifen VENTNOR an; Anlage wird schwer beschädigt; Engländer täuschen jedoch mit anderem Sender vor, daß zertörte Anlage wieder betriebsbereit sei.
Resultat: Das englische Flugmeldesystem kann nur für kurze Zeit ausgeschaltet werden!
"Dagegen versprechen die gleichzeitig am 12. August begonnenen Angriffe auf die vorgeschobenen Flugplätze der britischen Jagdabwehr in der Grafschaft Kent größeren Erfolg."
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CAJUS BECKER, S. 147-150.
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"Angriffshöhe 4000 ist die erste umfassende, von hoher Verantwortung getragene Gesamtschau der Geschichte der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Es ist ein Panorama des Luftkrieges, seiner tollkühnen Leistungen, seiner Verluste und Katastrophen, seiner schicksalhaften Zufälle und verhängnisvollen Irrtümer. Ein faszinierendes Bild von den kleinen Fliegersoldaten und großen Strategen, von den berühmten Lufthelden und den Drahtziehern hinter den Kulissen.
Der Verfasser will allen tendenziös verzerrten Berichten eine objektive Darstellung entgegensetzen. Er sagt: Erst nach genauer Kenntnis der Tatsachen kann man Urteile fällen."
(mit 42 Dokumentarfotos und 16 Karten)
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Umschlag; Rückseite.
Vom gleichen Autor: Verdammte See-ein Kriegstagebuch der deutschen Marine (monatelang auf der Bestsellerliste!)
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Beide Bücher kaufen; lesen!-Befehl!---






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