Sonntag, 29. November 2015

NIX LOS BEI LINUX? - DER FLUGSIMULATOR FLIGHTGEAR 2.x

Man hört immer wieder, Linux sei zwar ganz nett, könne aber kein MS Office oder kein Photoshop und bei Spielen und Simulatoren sähe es auch mau aus!

Man werfe hier mal einen Blick auf FlightGear:

F-14B in FlightGear (FedoraLinux)


Aber auch bei seriösen Anwendungen ist Linux gut aufgestellt:
3sat zeigte vor kurzem internationale Physiker am Münchener Max-Planck-Institut an einem Linux-Computer!



Donnerstag, 26. November 2015

DIE ZUKUNFT

1.) Sie ist starr festgelegt und vorbestimmt. Dann kann man eh nichts ändern.
2.) Sie ist nur ein "wahrscheinliches Ereignis in der Vielzahl anderer Wahlmöglichkeiten". Diese Position vertritt z. B. Dr. Chet B. Snow.
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Jim Morisson meinte einmal: Future is uncertain, the end is always near.-In den frühen 70ern gab es den Slogan: No future. Das kam daher, daß damals viele "null Bock" hatten.
Mir bekannt ist auch folgender Witz: Was ist schwarz und klopft an die Tür?-Die Zukunft.
Sei dem, wie dem wolle. Wer vorher rechnet, muß zweimal rechnen.
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3.) Der Mathematiker J. W. DUNNE: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind illusionär! (Er wäre es dann auch.)
4.) Je näher wir zum "point of no return" kommen, desto geringer werden die Wahlmöglichkeiten. Ein Geschehen wird dann immer wahrscheinlicher und somit unvermeidlicher. Die Welt besteht demnach aus verwirklichten oder zu verwirklichenden Wahrscheinlichkeiten.
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Quelle: JOHANNES VON BUTTLAR: GOTTES WÜRFEL-SCHICKSAL ODER ZUFALL.
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Freitag, 20. November 2015

FICHTE, JOHANN GOTTLIEB





* 19.05.1762 in Rammenau (Oberlausitz)
+ 29.01.1814 in Berlin 


Johann Gottlieb Fichte war ein deutscher Philosoph. 


Fichte war der Sohn eines Bandwirkers. Er studierte seit 1780 Theologie und dann Philosophie in Jena und später in Leipzig. Im Anschluss war er zum Broterwerb lange Zeit als Hauslehrer tätig, u. a. auch zwei Jahre in Zürich.
Nach der Rückkehr 1791 beschäftigte sich Fichte mit der Philosophie Kants und publizierte 1792 anonym "Versuch einer Kritik aller Offenbarung".
Dieser Text wurde zunächst für die allgemein erwartete Religionskritik Kants gehalten (→ "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft", erschienen 1793) und verschaffte Fichte, als seine Autorschaft bekannt wurde, den ersten literarischen Ruhm. Ihm wurde ein Lehrstuhl für Philosophie in Jena angeboten. 1794 trat Fichte seine Professur an: Seine Schwerpunkte waren Wissenschaftslehre, theoretische Philosophie, Rechts- und Moralphilosophie.
In den Jahren 1798 und '99 entwickelte sich der sog. Atheismusstreit zwischen Friedrich Karl Forberg, Fichte und der herzöglichen Regierung in Weimar. Nach dem Erscheinen der Streitschrift "Atheismusstreit" 1799 wurde Fichte vom Fürstenhof in Weimar zum Rücktritt gezwungen.

Fichte ließ sich nicht beeindrucken und publizierte weiter. 1805 erhielt er einen Lehrstuhl für Philosophie in Erlangen. 1806 hielt sich Fichte eine Zeit lang in Königsberg, der Geburtsstadt Kants, auf.
1806 löste sich auch das Heilige Römische Reich Deutscher Nation auf, was nicht zuletzt durch den Druck Napoleons geschah. In der Folgezeit sollte sich die Überlegenheit des napoleonischen Frankreichs immer mehr als Thema für Politik und Philosophie erweisen. 
Im Winter 1807/08 forderte Fichte in seiner/n "Rede(n) an die Deutsche Nation" eine geistige Erneuerung durch eine allgemeine deutsche Nationalerziehung.
1810 wurde Fichte Dekan der auf Initiative Wilhelm von Humboldts neu gegründeten Universität Berlin (später: Friedrich-Wilhelms-Universität) und 1811/12 ihr erster gewählter Rektor.
Fichte rief weiterhin zum Widerstand gegen die französischen Expansionsbestrebungen auf und forderte ein deutsches Nationalbewusstsein ein. Im Kriegswinter 1813/14 erkrankte er am grassierenden Fleckfieber und starb Anfang 1814 an der Krankheit.



Montag, 16. November 2015

DROGEN: EINE LANGE GESCHICHTE - ALL ON DRUGS?


Wir haben lange überlegt, ob wir auch einen Artikel zum Thema Drogen veröffentlichen sollen. Dieses Thema ist ja bekanntermaßen heikel, allerdings wabern dazu immer wieder seltsame Informationsfetzen durch das Internet. Wir wollen die Sache weder verteufeln noch glorifizieren, sondern nur informieren - auch eingedenk unseres vergangenen Schulunterrichtes (Biologie, Chemie) und der Tatsache, dass wir die Jubiläumsausgabe der Zeitschrift grow! neulich in der Auslage sahen.

Rauschmittel wurden ursprünglich für magische Zwecke und "religiöse" Rituale durch "heilige Männer" (Priester) eingesetzt und waren ein Weg zur Ekstase und Bewußtseinserweiterung. Sie kamen in vielen Kulturen auf diversen Kontinenten vor.

Wir wollen hier nicht genauer auf die chemische Wirkung der Inhaltsstoffe eingehen, obwohl das sicher Stoff für ein Extrakapitel gäbe. 
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Wirkung pflanzlicher Drogen meist auf den in ihnen enthaltenen Alkaloiden beruht. Dabei handelt es sich um "alkaliähnliche Pflanzenstoffe" (alkalisch und stickstoffhaltig). Streng wissenschaftlich gesehen ist der Begriff aber ungenau.
Drogen haben aber, kurz gesagt, drei Haupt-Wirkformen:
  • beruhigend 
  • anregend
  • bewusstseinsverändernd 
Bei einer weiteren Differenzierung könnte man noch viel weitergehen, aber das führt hier vom Kernthema weg.


RAUSCHPFLANZEN IN HISTORISCHER PERSPEKTIVE

Schon in  der Antike kannte man HANF und MOHN, zwei der bis heute bekanntesten Drogenpflanzen.
Beide wurden kultisch, aber auch therapeutisch eingesetzt, fast wie auf Rezept. Und beide hatten den gleichen Ursprungskontinent: Asien.
Die Hanfpflanze (Cannabis) und damit das aus ihr hergestellte Haschisch (Harz) und Marihuana (Blätter und Blütentrauben) stammte ursprünglich aus China. Die Mohnpflanze (Schlafmohn: Papaver somniferum) mit ihrem milchigen Saft, auf dem das Opium gewonnen wird, aus Indien.
Von dort aus wanderten diese Kulturpflanzen dann über die Kontinente. Hanf drang von China aus in Zentralasien und dann während der frühen Hochkulturen in Mesopotamien ein, bevor es in die Mittelmeerregion und andere Weltgegenden gelangte.
Mohn  gelangte aus Indien stammend auf Druck der Engländer nach China. England wollte damit seine schlechte Handelsbilanz aufbessern und führte zwei Opiumkriege. Es ist deshalb nur teilweise richtig, wenn man Mohn als "typisch chinesisch" ansehen will.
Der Krieg ließ das Opium auch danach weiterwandern. Der chinesische Bürgerkrieg und die Indochinakriege brachten es nach Südostasien, die Kriege in Afghanistan und den angrenzenden Ländern wieder nach Zentral- und Südasien (zurück).

Eine besondere Bedeutung hat auch die Kokapflanze in den Anden. Der Kokastrauch (Cocastrauch) stammt aus der Familie der Rotholzgewächse (Erythroxylum coca) und wuchs ursprünglich allein an den Osthängen der Anden. Die Pflanze war nicht so früh "weltbekannt" wie einst Hanf und Mohn. Sie wurde aber schon im 18. Jhd. nach Europa gebracht und dann im 19. Jhd. in vielen Weltgegenden kultiviert.
Früher wurden die Blätter des Kokastrauches von Indios gekaut oder ähnlich konsumiert, um eine leichte Stimmungsaufhellung im anstrengenden Bergklima zu erhalten. Sie hatte selbstverständlich auch eine kultisch-rituelle Bedeutung.
Die heutige Form der chemischen Herauslösung der Wirkstoffe, die dann das hochpotente Kokain ergab, war den Inkas noch nicht bekannt.

Doch es gab noch viele weitere natürliche Drogen: 
So bedienten sich die Schamanen Eurasiens des FLIEGENPILZES, die Azteken und Maya nahmen TEONANACATL und OLODIUQUI (klingt gefährlich) und die Indigenen Mexikos PULQUE.
Schamanen galten als Vermittler zur (angeblichen) Geisterwelt. Der Begriff stammt wahrscheinlich aus dem Tungusischen. Die Substanzen sollten dabei das "transzendentale" Bewusstsein anregen. Eine ähnliche Bedeutung hatten Drogen bei den Indigenen.
Wir sehen hier aber auch, dass Drogen nicht nur aus Pflanzen, sondern auch aus Pilzen gewonnen werden können. Pilze sind nämlich biologisch keine Pflanzen (auch wenn man das früher dachte), sondern bilden ein eigenes Reich zwischen Tieren und Pflanzen. In einigen Eigenschaften stehen sie sogar den Tieren näher.
Was die Indianer betrifft, so gewannen sie ihre Heil- und Rauschmittel nicht nur aus Pflanzen und Pilzen, sondern darüber hinaus auch aus Tieren, z. B. Amphibien wie Pfeilgiftfröschen.
Auch in Afrika und Asien war man natürlicher Arzneien nicht abhold: In Indonesien verschaffte man sich mit KAWA Dröhnung, während die Neger/Schwarzen in Afrika sich die KOLANUSS einwarfen, um fröhliche Menschen zu werden. In Südostasien, Neuguinea, Melanesien und Ostafrika "knallte" man sich mit BETEL zu. Bekannt für Ostafrika und Südarabien ist bis heute auch der Strauch KATH.
Schließlich nahmen noch die Mongolen (vergorene) STUTENMILCH, um "happy mongols" zu sein.


VERBINDUNGEN ZUR MODERNE

Die Verbindungen zur Moderne sind offensichtlich: Noch heute spielen Hanf und Mohn (Opiate) als Arznei und Rauschdrogen eine große Rolle.
Kokain ist auch weit verbreitet, aber in der Heilwirkung umstrittener. 
Allerdings gibt es inzwischen viel mehr Alternativen, was sowohl für die "legale Medizin" z. B. im Bereich der Schmerzbehandlung gilt wie auch für den illegalen Markt.
Pflanzliche Stoffe sind weiterhin weit verbreitet und können oft besser als früher extrahiert werden. Die moderne Chemie hat aber auch viele künstliche Wirkstoffe entwickelt. Ein Beispiel dafür sind die aktivierenden Amphetamine (früher im Deutschen auch Weckmittel genannt), die chemisch dem körpereigenen Adrenalin ähnlich sind.
Heute glaubt man kaum noch, dass viele Drogen im 19. Jhd., dem Jahrhundert, in dem die Chemie viele Substanzen analysierte, ein reger Experimentiergegenstand waren. Das galt besonders für Kokain, das damals von Sigmund Freud empfohlen und als Mariani-Wein auch vom Papst geschätzt wurde. Mit der Zeit wurde man aber ein bisschen vorsichtiger.
Am Vorabend des Ersten Weltkrieges war dann durch sog. Opiumgesetze "der Spaß vorbei". Viele bekannte Drogen wurden verboten - nicht so allerdings das Sterben in den Schützengräben.
Der Nachteil der ganzen Aktion war aber, dass die Waren dann, ähnlich wie nach dem Krieg der Alkohol in den USA (Prohibition), im Untergrund gehandelt wurden und sich so mafiöse Strukturen aufbauten.
Das merkte man in diversen Kriegen, in den Goldenen Zwanzigern und dann in den 1960ern bei den Protestbewegungen, die vereinfachend als "Hippies" bezeichnet werden. Aus anfänglichen kleinen Regelverstößen entstanden so leicht riesige kriminelle Netzwerke, von denen einige bis heute wirksam sind!

Aber auch weniger bekannte historische pflanzliche Wirkstoffe sind noch "am Start":
Die Kolanuss  war neben Kokain eine Zutat der frühen Coca-Cola (Name!), wobei man heute mehr auf die Wirkung von Koffein setzt (auch ein Alkaloid).
Kawa bzw. Kava (auch: Kava-Kava) meint den indonesischen/westpazifischen Rauschpfeffer, eine Strauchpflanze, der heutzutage auch in Tablettenform erhältlich ist und als angstlösend gilt. Die EU hat dem freien und Gebrauch inzwischen aber einen Regel vorgeschoben, weil das Präparat bei übermäßigem Gebrauch angeblich leberschädigend sein soll. Eine bis heute umstrittene Entscheidung.
Und Betelnüsse sind heute v. a. in Taiwan durch die Betelnuss-Mädchen bekannt (Betelnut Girls), die diese Ware an vorbeifahrende Autofahrer verkaufen.

Es ist klar, dass solche Inspirationsquellen, wenn auch gefährlich, immer wieder die Dichter und Denker inspirierten. Sie benutzten Drogen nicht nur zum Anregen oder Beruhigen, sondern v. a. zur Steigerung der Kreativität:  So stand z. B. S. T. COLERIDGE oft unter Drogeneinfluß, und THOMAS DE QUINCEY verfaßte sogar eine Schrift mit dem Titel "DIE BEKENNTNISSE EINES ENGLISCHEN OPIUMESSERS"! Mahlzeit!


CH. BAUDELAIRE verfaßte auch ein nettes Traktätchen dieser Machart: DU VIN ET DU HASCHISCH! Er glaubte nämlich, daß die Drogen "the way to paradise" seien. Das Paradies blieb ihm nämlich hienieden im täglichen Leben versagt. Weitere berühmte Drogenleichen waren: BALZAC, MAUPASSANT, LORRAIN, unser aller HEINE, POE (kein Wunder!) und der schwule Dandy OSCAR WILDE (es war halt nicht einfach, im Viktorianischen England ein schwuler Dandy zu sein).

Ein weiteres prominentes Beispiel ist GOTTFRIED BENN: Er glaubte, daß ihm sein Ich hinderlich im Wege stünde, also müsse er es zerstören, wenn er zum wahren Sein (Urgrund) kommen wolle (warum eigentlich?). Da das aber recht unangenehm ist, nahm er den Umweg über KOKAIN. Auch TRAKL war rauschgiftsüchtig, und JEAN COCTEAU schrieb ein Werk namens "OPIUM". Bekannt ist vor allem ALDOUS HUXLEY, THE DOORS OF PERCEPTION, was großen Einfluß auf die "psychedelics" hatte. Soweit ich weiß, hat die Gruppe DOORS sich danach benannt.

1943 "erfand" DR. ALBERT HOFMANN das LSD, als er mit MUTTERKORN, einem Pilz, experimentierte. Er machte sogar Selbstversuche und erlebte verschiedene Bewußtseinszustände: Schwindel, Konzentrationsverlust, Lachen, das er nicht unter Kontrolle hatte,, alles schwankend und verzerrt wie in Vexierspiegel, Gesichter, die farbig und grotesk erschienen, Selbstbeobachtung, Bödsinn reden, out-of-body-experience, Laute werden visuell, Töne werden zu Farben.

Weitere Wirkungen: Kälte, Hitze,Übelkeit, Brechreiz, Verzerrungen, Entfernungen werden intensiver und verrücken, Licht-und Farbeffekte, traumartige Zustände, die Gegenwart, das Jetzt dehnt sich aus, und zwar unendlich, dies werde aber distanziert erlebt, grausige, apokalyptische Höllentrips, psychotische Zustände.

Hoffmanns Experimente während des Zweiten Weltkrieges hatten vielfältige Auswirkungen, auch auf unterschiedliche politische Lager:
Wieder experimentierten Schriftsteller und andere Künstler mit ihnen. Ein bekanntes Beispiel ist Ernst Jünger, ein guter Bekannter Hoffmanns,  der LSD Schreiben und zum Aufarbeiten seiner Kriegserlebnisse nutzte.
Bei LSD ist aber besonders auffällig, dass sowohl die Vertreter des ESTABLISMENTS als auch die Vertreter der COUNTER CULTURE (Vertreter der Gegenkultur wie Hippies u. a.) ihr Gefallen an LSD fanden. Bis in die späten 60er-Jahre war der Stoff sogar legal.

Die Geheimdienste wollten LSD nutzen, um Zeugen besser befragen oder die Einstellung von Menschen manipulieren zu können. Besonders der Koreakrieg, in dem der kommunistische Norden an gefangenen US-Soldaten Experimente durchführte, ließ bei den Offiziellen die Alarmglocken klingen. Die roten Nordkoreaner haben sich die Verhörchemikalien nicht alleine ausgedacht, sondern hatten Hilfe von ihren Verbündeten, allen voran der Sowjetunion und der CSSR. Das militärchemische Vorpreschen der letzteren schon in den 30er-Jahren ist vielen bis heute nicht bekannt. Schon in vorkommunistischen Zeiten verfügten ihre Labors über viele psychotrope Substanzen.
Die aufgeschreckten US-Amerikaner forschten nun fleißig drauf los und probierten die Wirkung ihrer Entwicklungen auch an Menschen. Nicht alle waren mit diesen Versuchen einverstanden. Wie weit diese Versuche gingen, ist bis heute umstritten. Oft sind die Darstellungen verschwörungstheoretisch übertrieben. Es gilt aber als sicher, dass sie stattgefunden haben.
Besonders bekannt ist der Name MK ULTRA, einem Projekt der CIA zur Verbesserung der Verhörtechnik und zur Gedankenkontrolle, das 1953 nach dem Koreakrieg begonnen wurde und an tausenden Patienten durchgeführt wurde. Als Wirkstoffe gab es u. a. LSD und Meskalin. Dabei kam es auch zu einigen Todesfällen. Das Projekt dauerte mindestens bis in die 1970er-Jahre.
Auch der spätere "UNABomber" Ted Kaczynski war ein Opfer dieser Versuche.

Die Aktivisten der Gegenkultur wollten scheinbar das Gegenteil, agierten aber strukturell ähnlich. Die Hippies und andere Oppositionelle wollten sich mit Hilfe des LSD von gesellschaftlichen Zwängen und innerpsychischen Verkrampfungen lösen und die "westlich-materialistische" Industriegesellschaft überwinden. Sie übersahen dabei, dass diese Gesellschaft durch ihre Produktivität auch Vorteile brachte und dass auch asiatische Philosophiesysteme wie die der Inder, Chinesen und Japaner Schulen haben, die sich einer materialistischen Lebensweise verschreiben.
Theodore Roszak beschrieb diese Wahrnehmungsprobleme in seinem Buch "The Making of a Counter-Culture" (dt. Gegenkultur), mit dem er auch den Begriff prägte. Roszak war selber ein linksliberaler Geschichtsprofessor, erkannte unter den oppositionellen Gruppen der 60er-Jahre aber auch Ansätze, die auf dem Holzweg waren.
In der Praxis führte ein moderater Drogenkonsum tatsächlich zur Entkrampfung und Bewusstseinserweiterung, ein hoher Konsum aber - und der wurde häufig praktiziert - zu Bewusstseinsverfälschung, Psychosen, Verarmung und manchmal zum Tode. Somit spielte der LSD-Konsum der Gegenkultur wieder dem Establishment, also den Herrschenden in die Karten!
Die Hippies schwächten sich selber oder wurden sogar durch gezielte Anlieferungen durch Geheimdienste zersetzt. Besonders wirksam war dieses Vorgehen als Cointelpro-Maßnahme gegen die "Black Panther Party".
Schon kurz nach dem Summer of Love 1967 war man in Machtkämpfe verstrickt. Einige Dealer starben. Zum Durchsetzen ("enforcen") der eigenen Claims bediente man sich Bikergruppen wie der "Hells Angels", also eigentlich rechter Rebellen. Darüber hinaus bildeten sich neue Netzwerke, bei denen der Unterschied zwischen politischer Rebellion und kriminellem Habitus nicht immer ganz klar war: Ein berühmtes Beispiel ist die Brotherhood of Eternal Love (BEL), die es immerhin schaffte, zusammen mit den Weathermen (Weather Underground Organisation/WUO) den sog. Drogenpapst Timothy Leary aus dem Gefängnis zu befreien.
Am Ende machte jedoch das FBI der Organisation ein Ende.


Bleibt die Frage: WILL MAN DAS?-Der "Sänger" MARILIN MANSON soll mal gesagt haben: I don't like the drugs, but the drugs like me. Sehr geistreich, aber eine gefährliche Verharmlosung!-Dennoch: Es hat den Anschein: Ohne Drogen geht es nicht. Wahrscheinlich hat der Mensch, diese gigantische Fehlkonstruktion der Natur, die es besser nicht gäbe, die sprunghafte Entwicklung der Großhirnrinde in seinem "Oberstübchen" nicht ganz verkraftet. Daher: Hopp in der Kopp! Das Dasein ist ja auch-wie man mal wieder an den Anschlägen in Paris gesehen hat-nur allzu grausig. Und die Realität?
--- Welcome to your nightmare! ---


QUELLEN:
Wikipedia
Meyers Großes Taschenlexikon

JOHANNES VON BUTTLAR: ZEITSPRUNG-AUF DER JAGD NACH DEN LETZTEN RÄTSELN UNSERES LEBENS.


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by collegae

Samstag, 14. November 2015

ALL ON DRUGS: DIE "LANGE GESCHICHTE" DER DROGEN (KURZVERSION)

Ursprünglich für magische Zwecke und "religiöse" Rituale durch die PRIESTER ("heilige Männer"!) eingesetzt, waren Rauschmittel ein Weg zur Ekstase und Bewußtseinserweiterung. So bedienten sich z.B. die SCHAMANEN des FLIEGENPILZES, und die Azteken und Maya nahmen TEONANACATL und OLODIUQUI (klingt gefährlich!). In Indonesien verschaffte man sich mit KAWA Dröhnung und in Mexiko mit PULQUE, während die Neger in Afrika sich die KOLANUSS einwarfen, um fröhliche Neger zu werden. In Südostasien, Neuguinea, Melanesien und Ostafrika "knallte man sich mit BETEL zu". Schließlich nahmen die Mongolen STUTENMILCH, um happy "mongols" zu sein.
Schon in  der Antike kannte man  HASCHISCH und OPIUM, die kultisch, aber auch therapeutisch eingesetzt wurden (sozusagen auf Rezept). Später wurden dann Drogen zur Steigerung der Kreativität eingesetzt: So stand z. B. S. T. COLERIDGE oft unter Drogeneinfluß, und THOMAS DE QUINCEY verfaßte sogar eine Schrift mit dem Titel "DIE BEKENNTNISSE EINES ENGLISCHEN OPIUMESSERS"! Mahlzeit!
CH. BAUDELAIRE verfaßte auch ein nettes Traktätchen dieser Machart: DU VIN ET DU HASCHISCH! Er glaubte nämlich, daß die Drogen "the way to paradise" seien. Das Paradies blieb ihm nämlich hienieden im täglichen Leben versagt. Weitere berühmte Drogenleichen waren: BALZAC, MAUPASSANT, LORRAIN, unser aller HEINE, POE (kein Wunder!) und der schwule Dandy OSCAR WILDE (es war halt nicht einfach, im Viktorianischen England ein schwuler Dandy zu sein).
Ein weiteres prominentes Beispiel ist GOTTFRIED BENN: Er glaubte, daß ihm sein Ich hinderlich im Wege stünde, also müsse er es zerstören, wenn er zum wahren Sein (Urgrund) kommen wolle (warum eigentlich?). Da das aber recht unangenehm ist, nahm er den Umweg über KOKAIN. Auch TRAKL war rauschgiftsüchtig, und JEAN COCTEAU schrieb ein Werk namens "OPIUM". Bekannt ist vor allem ALDOUS HUXLEY, THE DOORS OF PERCEPTION, was großen Einfluß auf die "psychedelics" hatte. Soweit ich weiß, hat die Gruppe DOORS sich danach benannt.
1943 "erfand" DR. ALBERT HOFMANN das LSD, als er mit MUTTERKORN, einem Pilz, experimentierte. Er machte sogar Selbstversuche und erlebte verschiedene Bewußtseinszustände: Schwindel, Konzentrationsverlust, Lachen, das er nicht unter Kontrolle hatte,, alles schwankend und verzerrt wie in Vexierspiegel, Gesichter, die farbig und grotesk erschienen, Selbstbeobachtung, Bödsinn reden, out-of-body-experience, Laute werden visuell, Töne werden zu Farben.
Weitere Wirkungen: Kälte, Hitze,Übelkeit, Brechreiz, Verzerrungen, Entfernungen werden intensiver und verrücken, Licht-und Farbeffekte, traumartige Zustände, die Gegenwart, das Jetzt dehnt sich aus, und zwar unendlich, dies werde aber distanziert erlebt, grausige, apokalyptische Höllentrips, psychotische Zustände.
Bleibt die Frage: WILL MAN DAS?
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Quelle: JOHANNES VON BUTTLAR: ZEITSPRUNG-AUF DER JAGD NACH DEN LETZTEN RÄTSELN UNSERES LEBENS.

Montag, 2. November 2015

VOLTAIRE (I): "SO VOLLER WIDERSPRÜCHE IST DER MENSCH" (WILL DURANT)

Folgende Fehler wurden ihm angelastet: Er sei "abstoßend, häßlich, eitel, geschwätzig, obszön, gewissenlos, manchmal sogar unehrlich"; er war "ein Mann, der fast ausnahmslos alle Fehler seiner Zeit und seiner Umgebung besaß." Auf der anderen Seite war er "unermüdlich, gütig, rücksichtsvoll, freigebig in Arbeitskraft und Geld und ebensosehr bemüht, seine Freunde zu fördern wie seine Feinde zu vernichten..."
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WILL DURANT: DIE GROSSEN DENKER-DIE GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE VON PLATO BIS NIETZSCHE.
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Sein Werk: 29 Bände, alles ziemlich geistreich!
"Man muß sich so stark wie möglich beschäftigen, um das Leben auf dieser Erde erträglich zu machen..."
"Will man nicht Selbstmord begehen, so suche man sich stets eine Beschäftigung."
Über Bildung: "Nichts befreit so sehr wie Bildung."
Sein Vater über Voltaire: "Der Vater erklärte, er hätte zwei Narren zu Söhnen-einen dichterischen und einen prosaischen."
Sein Vater über Schriftstellerei: "Schriftstellerei...ist ein Beruf für Leute. die unnütz für die Gesellschaft und eine Last für ihre Angehörigen sein wollen, und die später verhungern".
Voltaire verspottete den Regenten. Dieser entgegnete: "'Herr Arouet, ich wette, daß ich Ihnen etwas zeigen kann, was Sie noch niemals gesehen haben.'-'Was wäre das?'-'Das Innere der Bastille.'"
Der Aufenthalt in der Bastille hatte dennoch etwas Gutes: Er wurde in dieser Zeit zum Dichter und nahm den Namen VOLTAIRE an.
1729 gewann er in der Lotterie (er hatte sämtliche Lose gekauft). Das Geld hatte er durch den Erfolg seines "Oedipe" verdient.
Auf einem Fest legte er sich mit dem Chevalier de Rohan an. Dieser ließ ihn von einer Bande Schurken verprügeln: "Schlagt nicht seinen Kopf, es könnte noch einst etwas Gutes daraus entspringen."
Am Tag darauf forderte Voltaire, schwer mitgenommen, den Chevalier zum Duell. Dann ging er nach Hause und übte den Rest des Tages Florett. Voltaire wurde verhaftet und landete wieder in seinem alten Wohnsitz, der Bastille. Man ließ ihn frei, aber unter der Bedingung, daß er nach England verschwinde. Dort blieb er nach einigem Hin und Her drei Jahre (1726-29).
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Quelle: WILL DURANT