Montag, 5. November 2012

"UNSEREM VERTRAUENSWÜRDIGEN UND GELIEBTEN CAPTAIN WILLIAM KIDD"
...wurde vom KÖNIG WILHELM 2 Kaperbriefe ausgestellt, die Kidd ermächtigten sowohl französische Schiffe als auch Piratenschiffe anzugreifen. Es konnten natürlich auch französische Piratenschiffe sein.
Von denen gab es ja auch genug.
WILLIAM KIDD wurde wahrscheinlich 1645 in Schottland (Greenock?) geboren. Sein Vater war presbyterianischer Geistlicher. (Schrecklich, da wäre ich auch Pirat geworden). Halleluja!
Gesichert gilt: 1669 bis 1691 kämpfte KIDD in WESTINDIEN als FREIBEUTERKAPITÄN. Kämpfen ist immer gut!- Ein tapferer Mann. Leider meuterte seine Mannschaft. (Mist!) Unter einem gewissen ROBERT CULLIFORD wurden seine Leute zu Piraten. KIDD heiratete erst einmal, und zwar reich! Recht so! Er bekam das Kommando über die ADVENTURE GALLEY und wurde in den Indischen Ozean geschickt. Die Hintermänner waren Minister der britischen Regierung, die a) sich bereichern wollten und b) sich nicht die Hände schmutzig machen wollten. Feine Herren! (Eigentlich wie zu allen Zeiten!)
1696: KIDD weigert sich eine Schaluppe der Kriegflotte ordnungsgemäß zu grüßen. Eine Preßpatrouille nahm ihm daraufhin seine besten Leute weg. In NEW YORK ergänzte er dann seine Mannschaft mit Piraten. Das hätte er besser bleiben lassen, denn diese feinen Gentlemen zwangen ihn, ihren Beuteanteil von 25 auf 40 Prozent zu erhöhen.
Die Reise führte über eine Distanz von 9000 Meilen! Unterwegs starb ein Drittel der Mannschaft an Cholera und Skorbut. Es folgten einige Fehlschläge und Pleiten. Meuterei lag in der Luft! Eine arabische Barke, die KIDD geplündert hatte, verpfiff ihn bei der EAST INDIA COMPANY. Er hätte das arabische Schiff besser zur Hölle geschickt, denn die ADVENTURE GALLEY wurde daraufhin von zwei Portugiesen schwer beschädigt. Als sich KIDD weigerte die LOYAL CAPTAIN zu kapern, gab es einen Streit, in dessen Verlauf KIDD dem Kanonier WILLIAM MOORE einen Eimer auf den Kopf schlug, was MOORE nicht überlebte.
Um der beutegierigen Mannschaft das Maul zu stopfen, wurden 3 kleinere Schiffe gekapert.
1698: KIDD kapert vor der MALABARKÜSTE die QUETTA MERCHANT. Jetzt wurden keine roten Zahlen mehr geschrieben und alle waren happy. Wir gratulieren zu diesem Erfolg! (Der Schiffseigner war übrigens ein Inder, die Ladung gehörte armenischen Händlern, die Mannschaft waren Araber, der Kapitän Engländer mit französischen Papieren. Mein Mitgefühl hält sich somit in Grenzen.)
KIDD verkaufte einen Teil der Ladung und verteilte ihn an seine Leute. Das war ein Fehler! Doch hätte er es nicht getan, sie hätten ihn vermutlich über die Klinge springen lassen. Nette Jungs! Alle vorbestraft!
Dann nahm man  Kurs auf MADAGASKAR (Jeder kennt das Lied: Wir lagen vor Madagaskar...). Die ADVENTURE GALLEY war mittlerweile schwer ramponiert. Dort angekommen, trafen sie auf die MOCHA von Freund CULLIFORD. Doch die Wiedersehensfreude muß nicht groß gewesen sein. CULLIFORD floh an Land. Und KIDDS Leute gingen zu CULLIFORD über. KIDD selbst verschanzte sich in der Kabine.
November 1698: Kurs Karibik. Doch dann ließ man ihn plötzlich fallen. Es ergingen Haftbefehle an  die Gouveneure der englischen Kolonien.
Dann ging alles ganz schnell: KIDD transportiert seinen Schatz auf den ISTHMUS von DARIEN-KIDD sucht Asyl beim Gouverneur von ST. THOMAS, wird aber abgewiesen-in ANTIGUA bekommt er den Rat, die QUETTA MERCHANT aufzugeben-er kauft eine Schaluppe und setzt die QUETTA MERCHANT an der Südostküste von HISPANIOLA auf Grund-er segelt nach LONG ISLAND-dort deponiert er einige Schatzkisten bei seinem alten Kumpel JOHN GARDINER-das meiste davon wird aber später beschlagnahmt-KIDD verhandelt mit BELLOMONT und versucht, seine Unschuld zu beweisen-KIDD wird in Ketten gelegt und in ein kaltes und feuchtes Verlies geworfen-dort muß er die Neujahrspredigt eines Pfaffen namens COTTON MATHER über sich ergehen lassen-Februar 1700: KIDD wird nach London gebracht-dort schmachtet er bis März 1701 im Gefängnis NEWGATE.
In der folgenden Verhandlung blieb er seinen Auftraggebern gegenüber loyal, obwohl man ihm die konfiszierten Schiffspapiere (die ihn entlastet hätten) nicht zurückgab. Das war nicht fein!  Seine Loyalität war zwar sehr edel, aber falsch! Er hätte die Hintermänner besser in die Pfanne gehauen, denn das haben sie mit ihm ja auch gemacht. Verdient hätten sie es gehabt. Und die Opposition hätte bloß darauf gewartet.  (Die meisten verdienen übrigens eh keine Loyalität, und man sollte nur loyal gegenüber einer einzigen Person sein: nämlich gegenüber sich selbst!)-Erst nach 200 Jahren tauchten die Schiffspapiere wieder auf. Ein Forscher hatte sie in einem Archiv entdeckt. A little bit too late!
Am 23. Mai 1701 wurde KIDD in WAPPING gehenkt. Er war sturzbetrunken, wie es sich für einen Piraten gehört. Beim ersten Mal riß der Strick!-Schweinerei das Ganze! Fragt man sich: Wer ist schlimmer? Der Pirat oder die Staatsgewalt?
 Seinen Schatz hat man bisher vergeblich gesucht (Schätzwert angeblich 1 Million Pfund!).
Legenden:
1.) Sein Schiff wurde gesehen, wie es im Nebel über das Wasser gleitet!
2.) Er erscheint Schatzsuchern im Mondlicht mit Entermesser! (Auch nicht schlecht!)
3.) Eine rührende Variante: Ein Seemann mit durchnäßten Kleidern klopft an die Tür eines Farmhauses und fragt nach dem Weg. Er zahlt für Übernachtung mit fremdartigen Goldmünzen! (Vielleicht wird ihm diese Legende am meisten gerecht!)
Meine Meinung: KIDD war ein armes Schwein und ein "Sündenbock" (D.MITCHELL), den schmierige Rechtverdreher und Politiker auf dem Gewissen haben.
QUELLE: DAVID MITCHELL PIRATEN: Geschichte und Abenteuer der Seeräuber auf den Weltmeeren, Wien u.a., 1977, S. 112-118.
Das Buch von MITCHELL kann ich nur wärmstens empfehlen! Es ist für jeden "Piratenfan" ein absolutes Muß! Der Geist von Captain KIDD wird euch erscheinen, wenn ihr es nicht lest!
Es gibt übrigens ein tolles Jugendbuch von RAINER M. SCHRÖDER: DIE LETZTE FAHRT DES CAPTAIN KIDD (Schneider-Buch).---
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CAPTAIN E.


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