DER GRAF VON ST. GERMAIN: DER MANN, DER ALLES WEISS, UND NIEMALS STIRBT
(nach: JOHANNES VON BUTTLAR: DRACHENWEGE)
Der legendäre wie geheimnisvolle GRAF VON ST. GERMAIN galt als "der Mann, der alles weiß und niemals stirbt". So jedenfalls nannte ihn der Aufklärungsphilosoph VOLTAIRE, der mit dem Grafen korrespondierte. Es ist ein Brief vom 6. Juni 1761 erhalten, den VOLTAIRE mit dem vermutlich sich selbst verliehenen Titel "gentilhomme du Roy" unterzeichnet.
Wußte der geheimnisumwitterte und staunenswerte Graf wirklich alles? Nein, aber sehr viel war ihm bewußt. Er war viele Personen in einer: Alchemist, Philosoph, Literat, Komponist, sogar Geigenvirtuose etc.
Seine Herkunft war dubios. Er war der Mann ohne Geburtsurkunde und Totenschein.
1710 wurde er von der GRÄFIN DE GEORGY in Venedig gesehen. Als diese ihn 1758, also 48 Jahre später, am Hof von LUDWIG XV. wiedersah, sprach sie ihn darauf an. Die Gräfin glaubte, daß sie damals seinen Vater gesehen habe, doch der Graf verneinte dies! Doch sie ließ nicht locker. Dies könne unmöglich der Fall sein, denn der Graf, den sie damals getroffen habe, sei mindestens 45 Jahre alt gewesen. Dagegen schien ihr der Mann, mit dem sie sprach, noch nicht so alt zu sein.
Die Rechenkünste der skeptischen Gräfin brachten den Grafen jedoch in keiner Weise aus der Fassung. Unbeirrt antwortete er:
"Madame, ich bin sehr alt."
Die Gräfin folgerte messerscharf:
"Aber dann müssen Sie beinahe 100 Jahre alt sein."
Darauf der eloquente Graf:
"Das ist durchaus denkbar."
Das Gespräch wurde überliefert durch die Gräfin de B., eine Hofdame. Sie beschreibt den Grafen u.a. als Mann von besten Manieren, geistreich, unauffällig, aber geschmackvoll gekleidet, vielsprachig etc. (er solle sogar exotische Sprachen wie Sanskrit, Chinesisch und Arabisch gekonnt haben!). Auch sei er ein Klaviervirtuose gewesen sowie ein begnadeter Maler, der besondere Farben hergestellt habe!
Der Graf sei außerdem ein weitgereister Mann gewesen: Asien, Persien (1737-42), England (1745). In England geriet er unter den Verdacht der Spionage!
1749 war er am Wiener Hof. Dort überredete ihn ein gewisser GRAF DE BELLE-ISLE, mit ihm zusammen nach Paris zu reisen, um ihn dem König vorzustellen, der nach einem geistreichen Geprächspartner verlange.
Dort freundete er sich mit der berühmten MADAME DE POMPADOUR an. Mit dem König führte er Diskurse über Naturwissenschaft und über "seriöse" Themen wie Alchemie, das Lebenselexier und den "Stein der Weisen". ST. GERMAIN schenkte dem König eine Handvoll Diamanten, die er, so behauptete er, selbst hergestellt habe. Der Graf wußte, "wie man es macht". Prompt erhielt er ein Salär und Wohnrecht im Schloß Chambord (440 Zimmer!). Dort richtete er sich ein Labor ein, wo er mit dem König zusammen Experimente durchführte. Dadurch, so sagt man, sei der König von seinem "ennui" geheilt worden,was bestimmt nicht einfach gewesen sein dürfte. Denn groß ist der "ennui" des Königs!- Clever!
Die Wundertaten des Grafen werden von verschiedenen Autoren bezeugt: GRÄFIN DE GENLIS-BARON CHARLES-HENRY DE GLEICHEN-CASANOVA!
1755: Indienreise des Grafen (zum 2. Mal)
1757: Paris.
1758: Er habe das Lebenselexier entdeckt! (Wurde ja auch Zeit. Wir gratulieren dazu und glauben kein Wort.) Von da an hatte er gewaltigen Zulauf durch die Hofdamen, die etwas vom "ewigen Leben" abbekommen wollten.
1760: diplomatische Mission nach Den Haag; London-Deutschland-Rußland
1761: Briefwechsel mit VOLTAIRE (s.o.)
1762: Angeblich habe er beim Sturz des ZAREN PETER III eine Rolle gespielt und KATHARINA somit den Thron verschafft!-Rückkehr nach Paris-alchemistische Experimente in CHAMBORD.
1769: Berlin-Venedig-Rußland-Triesdorf (1774-76)-Leipzig und Dresden (1776)-Hamburg (1779)-Freundschaft zum LANDGRAFEN CARL VON HESSEN (dieser war natürlich Alchemist, Freimaurer und auch noch Rosenkreuzer)-gemeinsame Experimente im "Alchemistenturm" von Schloß Louisenlund (Eckernförde)
Zwischen 1776 und 79: Angeblicher Besuch bei FRIEDRICH DEM GROSSEN; dieser war allerdings nicht so leichtgläubig. Er nannte den Grafen "ein(en) Mann, den niemand in der Lage ist, zu verstehen."
MESMER, der den sog. "animalische Magnetismus" erfunden hat, wurde von ST. GERMAIN über das Unterbewußtsein aufgeklärt.
1783: Louisenlund-dort sei laut Kirchenbuch "der sich so nennende Graf von St. Germain und Weldona ('well done'=gut gemacht!) verstorben und in hiesiger Kirche still beigesetzt." Who wants to live forever!
Doch Totgesagte leben länger. Laut Protokoll der "Großen Sitzung des Freimaurerkongresses von Wilhelmsbad" (15. 2. 1785): ST. GERMAIN und LOUIS-CLAUDE DE SAINT MARTIN führen die Delegation der französischen Freimaurer an. (Wenn man tot ist, geht das ja schlecht.)
Weitere Zeugnisse: COMTESSE D'ADHÉMAR: SOUVENIRS DE MARIE-ANTOINETTE:
"Ich sah Monsieur de Saint Germain zu meiner unbeschreiblichen Überraschung immer wieder: 1793 bei der Hinrichtung der Königin; am Tag nach dem Tod des Herzogs von Enghien, 1804; im Januar 1813 und am Vorabend der Ermordung des Herzogs von Berri, 1820."
Ergebnis: ST. GERMAIN war mindestens 155 Jahre alt!!!
1788: Laut COMTESSE D'ADHÉMAR warnt der Graf den König und die Königin, daß dunkle Zeiten für die Monarchie kommen würden:
"Aber was er sagte, war für uns so unvorstellbar, daß wir ihm nicht glaubten..."
Als die Comtesse ihn fragte, woher er käme, wo er doch 1784 gestorben sei, habe er geantwortet
"Aus China und Japan."
1788, am Vorabend der Revolution, hatte er der Comtesse erklärt:
"Ich habe alles versucht, um die Ereignisse in eine andere Richtung zu lenken. Nun ist nichts mehr zu machen. Meine Hände sind durch eine Kraft gebunden, die stärker ist, als ich es bin. Es gibt Zeiten, in denen ich nie aufgeben würde, aber es gibt auch andere, in denen ER den Rückzug anordnet und ein Verstoß gegen Seinen Befehl nicht möglich ist. Solch eine Zeit ist jetzt angebrochen."
Feine Sache, wenn man auf Befehl einer höheren Macht agiert! War ST. GERMAIN gar ein Vertreter des "unsichtbaren Kollegiums", wie manche glauben?
Um 1790: der Freimaurer und Rosenkreuzer FRANZ GRÄFFEN schreibt über seine letzte Begegnung mit ST. GERMAIN. Dieser sprach:
"Ich scheide. Suche mich nicht. Irgendwann einmal wirst du mich wiedersehen. Morgen nacht bin ich außer Landes. Ich muß nach Konstantinopel, dann nach England, um zwei Erfindungen vorzubereiten, die im nächsten Jahrhundert gemacht werden-Eisenbahnen und Dampfschiffe, die für Deutschland geplant sind. Die Jahreszeiten werden sich langsam verändern-erst der Frühling, dann der Sommer. Das ist die schrittweise Wandlung der Zeit selbst, die Ankündigung, daß der jetzige Zyklus endet. Ich sehe dies alles. Glaube mir, Astrologen und Meteorologen wissen nichts, man muß die Pyramiden studiert haben, wie ich. Zu Ende dieses Jahrhunderts werde ich aus Europa verschwinden und mich in die Regionen des Himalaya begeben. Ich muß rasten, ausruhen. Genau in fünfundachtzig Jahren werden die Menschen ihren Blick wieder auf mich richten. Lebewohl, mein Freund."
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Feine Sache, wenn man alles sieht. Und vergeßt nicht: immer schön die Pyramiden studieren!
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(im Auftrag des Grafen ST. GERMAIN sowie auf höhere Weisung)
R.
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