Samstag, 24. August 2013

COCOS ISLAND: LETZTE ÜBERLEGUNGEN

1.) Es ist unlogisch, schwere Schatzkisten allzu weit in die Insel hinein zu schleppen. Außerdem geht es ziemlich schnell bergauf. R. OSTLER meint:
"Zusätzlich kommt hinzu, daß die Verberger, also die Piraten, nicht unbedingt die schwere Arbeit liebten."
Geldgierig und faul!
2.) Die "DEAR MARY" hatte nur 15 Mann. (Ob dies etwas mit dem berühmten Piratensong aus "TREASURE ISLAND" zu tun hat? Jeder, der das Buch gelesen hat, kennt ihn:
"Fifteen men on the dead man's chest-
Yo-ho-ho, and a bottle of rum!"
3.) BONITO dagegen hatte zwar genug Leute, doch waren die alle nicht gerade "von Schaffhausen". OSTLER meint auch hier:
"...aber auch in diesem Fall wiegt das Argument der Faulheit und des Phlegmas schwer." (wie bei meinen Schülern, das sind aber keine Piraten)
4.) Das Wiederauffinden war an die genaue Kenntnis der Lage geknüpft. Logischer scheint die Aufteilung und das Verbergen an verschiedenen Plätzen.
5) Gründe für das Nicht-Wiederauffinden: Erdbeben oder, was OSTLER die "Duplizität der Örtlichkeit" nennt. Diesen Sachverhalt erklärt er in seinem "HANDBUCH FÜR SCHATZSUCHER".
6.) Die "DEAR MARY" und die "RELAMPAGO" ankerten nicht in der CHATHAM BAY oder in der WAFER BAY, sondern in der BAHIA ESPERANZA. Diese liegt im Süden der Insel und wurde weniger angelaufen. Man hatte dort also mehr Ruhe. Auch gibt es in dieser Bucht einen konischen Felsen, von dem bereits die Rede war. Für diese Theorie spricht eine Aussage CHABRALS:
"Wir lichteten schließlich den Anker, setzten Segel und umrundeten die südliche Spitze der Insel."
Auch erzählt CHABRAL von einem hohen Wasserfall. Seine Beschreibung paßt genau auf den Wasserfall in der BAHIA ESPERANZA.
7) Folgeungen:
a) Die Schätze bestanden aus größeren Mengen von Metall. Große Mengen davon ließen sich nicht auf einmal transportieren, da zu schwer und Piraten zu faul.
b) Die Verstecke waren nicht als Dauerdepots gedacht.
c) Man mußte sie problemlos und schnell wiederfinden können.
d) Dennoch sollte das Versteck sicher sein.
e) Ein Loch bei Ebbe am Strand zu graben, ist nonsense!
f) Das Inselinnere kommt auch nicht in Betracht (s.o.).
g) Daß die Beute im Wasser versenkt wurde, ist unwahrscheinlich, da Piraten wasserscheu sind! Auch wäre dies wegen der Haie sehr gefährlich.
h) Was bleibt sind natürliche oder künstliche HÖHLEN!
OSTLER meint:
"Natürliche Höhlen hatten den Vorteil, daß sie bereits vorhanden waren..."
Da hat er recht. Nachteil: Sie können gefunden werden. Auch das stimmt.
Weitere Möglichkeiten: Loch in Höhlenboden graben; Stollen in Berg graben; oder: man verteilt die Beute und vergräbt sie in kleinen Portionen innerhalb eines bestimmten Gebiets; Flußbett umleiten und Beute im Flußbett vergraben; ebenso: Wasserbecken; einsame Strände, vor denen Riffe sind.
i) Die meisten Steine mit Inschriften sind "fakes". Die Kompaßpeilung genügt. Doch BONITO und KEATING haben ZUSÄTZLICH Steine markiert. AUGUST GISSLER fand den von KEATING beschrifteten Stein in der CHATHAM-BAY (Beschriftung: 3 Pfeile, 1 paar Stiefel; Bedeutung: ungeklärt; wohl abstrakte Kunst).
Der Stein wurde später gesprengt!
Weitere Inschrift in der CHATHAM-BAY: Look Y. as you goe for ye S. Coco.
WAFER-BAY: Hinweiszeichen des KAPITÄN SMITH (langer Pfeil; Initialen C. Z.).
Die von BONITO beschrifteten Felsen konnten nicht gefunden werden.
Gründe: verwittert; mit Moos überwachsen; gesprengt.
j) Es gibt unzählige Schatzkarten. Vermutlich sind alle falsch! Erklärung:
"Jahrzehntelang hatten Teerjacken in sämtlichen Häfen von Bristol bis Port au Prince nichts besseres zu tun, als Dummen und Gutgläubigen die Kröten mit solchen angeblich 'echten Schatzkarten' aus der Tasche zu ziehen, um sich den nächsten Becher Rum damit zu finanzieren."
Außerdem: Warum sollte man eine solche Karte herstellen? Sie könnte ja in die falschen Hände fallen.
Auch Kompaßpeilungen sind problematisch: OSTLER wendet ein, daß sich die sog. "Mißweisung" ständig ändere und eine bezeichnete Stelle sich nach Jahren nicht mehr genau an derselben Stelle befinde (im Vergleich zur Original-Peilung).
Die Expedition marschierte schließlich durch die Insel zur CHATHAM BAY:
"Eines Tages stiegen wir über den steilen Gissler-Trail auf, um auf dem Landweg in die BAHIA CHATHAM zu gelangen. Der beschwerliche Weg, der jedoch eine herrliche Aussicht über den nördlichen Teil der Insel gewährt, führt über steile Bergrücken und durch schattige Täler in die Bucht, die den Kirchenschatz beherbergen soll."
In der Bucht lagen 1000e Steine mit Inschriften herum-die ältesten aus dem 16. Jh.! Jeder erzählt eine Geschichte oder berichtet von einem Schicksal. In der Nähe zeigte das Suchgerät große Mengen von Metall an, die jedoch unter Tonnen von Gestein lagen. Graben zwecklos! Das einzige, was sie fanden war alter Schrott! Der Bericht endet:
"Bis zur Brust im aufgewühlten Wasser der Wafer Bay stehend, verluden wir unsere Zargeskisten, umkreist von Haifinnen, in den Ohren das Tosen der Brandungsgischt, die sich an den Felsen brach. Stumm standen wir am Heck und blicken zurück auf die Insel, die sieben Wochen unser Zuhause war. Wehmütig hing jeder seinen Gedanken nach, und die Insel verabschiedete uns so, wie sie uns empfangen hatte: Sie weinte strömende Tränen. Unausgesprochen blieb, was jeder von uns dachte.
Eines Tages komme ich hierher zurück, um dieser Insel endgültig ihr Geheimnis zu entlocken. Bis dahin bleibt sie das, als was sie in die Geschichte einging und als was sie weltberühmt wurde: DIE SCHATZINSEL!"
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So hatte eine kleine Insel sie alle geschafft und ihre hochfliegenden Pläne zunichte gemacht. Die berüchtigten  Piratenkapitäne und sonstige "feine" Gentlemen, Abenteurer, Glücksritter und verrückte Millionäre. Finis.
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LIT:
ALEXANDER EXQUEMELIN: DAS PIRATENBUCH VON 1678.
PETER DISCH-LAUXMAN: DIE AUTHENTISCHE GESCHICHTE VON STEVENSONS SCHATZINSEL.
FABIAN FISCHER: SCHÄTZE, FORSCHER, ABENTEURER.
A. FRANK: SCHIESSEISEN, SILBER UND SKELETTE.
Und wer es selber versuchen möchte: R. OSTLER: HANDBUCH FÜR SCHATZSUCHER (PIETSCH-DER VERLAG FÜR ABENTEUER)
(passend!)
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QUELLE: REINHOLD OSTLER: VERBORGENEN SCHÄTZEN AUF DER SPUR (GEHEIMNIS, GOLD UND ABENTEUER), PIETSCH VERLAG STUTTGART.
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zusammengestellt von
R.









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