Sonntag, 18. Mai 2014

ERWÄHNUNG DES LEGENDÄREN BANDITEN BUTCH CASSIDY IN BRUCE CHATWINS ROMAN "IN PATAGONIEN. REISEN IN EIN FERNES LAND"

Der Roman des berühmten Travellers enthält eine interessante Episode: Auf dem Weg von Epuyen nach Cholila (an der chilenischen Grenze) kommt der Autor an einem alten Haus vorbei, das von einer gewissen Senora Sepúlveda und deren Mann, der völlig versackt ist, bewohnt wird. Sie erzählt ihm, daß einige Einrichtungsgegenstände von den "norteamericanos" stammen.
Der Erbauer, so erfährt man, war ein Amerikaner mit hellem Haar, der 1902 nicht mehr der Jüngste war. CHATWIN zitiert einen Brief, den dieser am 10. Aug. 1902 an eine MRS. DAVIES aus Utah geschrieben hat. Darin erwähnt er einen toten Onkel, der seiner "kleinen Familie" 30 000 Dollar hinterlassen habe.
Dazu CHATWIN: " Der 'tote Onkel' war nichts anderes als der Raubüberfall der WILD BUNCH-BANDE auf die First National Bank in Winnemucca, Nevada, am 10. Sept. 1900.
Der Autor des Briefes war ROBERT LEROY PARKER, besser bekannt unter dem Namen BUTCH CASSIDY, der zur damaligen Zeit ganz oben auf der Liste der meistgesuchten Verbrecher der Agentur Pinkerton geführt wurde."
Die "Familie" waren BUTCH CASSIDY, HARRY LONGABAUGH aka SUNDANCE KID und die "schöne Revolvermuse" ETTA PLACE.
Seine richtige Familie waren englische Auswanderer, die mit Brigham Youngs Handkarrengesellschaft nach Utah gezogen waren. Man kann heute noch das kleine Haus in CIRCLEVILLE sehen, ebenso die Bäume, die er gepflanzt hat. Der junge Robert Leroy hatte einen ausgeprägten Sinn für fairplay. Der Mormonenreligion traute er nicht. Eines seiner Vorbilder war JESSE JAMES, über den er in Groschenheftchen gelesen hatte.
CHATWIN: "Als er achtzehn Jahre war, erklärte er die reichen Viehzüchtergesellschaften, die Eisenbahngesellschaften und die Banken zu seinen natürlichen Feinden und kam zu der Auffassung, daß das Recht nicht auf der Seite des Gesetzes stand."
Zusammen mit einem Banditen namens MIKE CASSIDY stahl er Vieh.
CHATWIN: "Bob Parker legte sich den Namen Cassidy zu und ritt in ein neues Leben, das nach Pferden und Leder roch und keine Grenzen kannte. (Butch hatte er seinen Revolver genannt, den ihm jemand geliehen hatte.)"
1886/ 7 gab es ein großes Rindersterben. Habgier, Arbeitslosigkeit und Verfolgung durch das Gesetz brachten den Typus des "Cowboy-Outlaws" hervor. In BROWN'S HOLE bzw. HOLE-IN-THE-WALL schloß man sich mit anderen Gangstern zusammen. Diese waren z.B. BLACK JACK KETCHUM, HARRY TRACY, ein Psychopath, FLAT-NOSE GEORGE CURRY und HARVEY LOGAN. Letzterer führte über seine Morde akribisch Tagebuch. Zu dieser Zeit war BUTCH CASSIDY Viehtreiber und -hüter sowie Bankräuber im Nebenberuf.
CHATWIN: "Von 1896 bis 1901 beging sein Zugräubersyndikat, besser bekannt als THE WILD BUNCH, eine Reihe perfekt organisierter Überfälle..."
BUTCH CASSIDY scheint neben der kriminellen auch eine soziale Ader gehabt zu haben:
Einer armen Witwe soll er nämlich eine Rente gezahlt haben, wofür er eigens die Rentenkasse ausraubte.
---

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen