Samstag, 27. Oktober 2012

BARTHOLOMEW ROBERTS, GENTLEMAN



ROBERTS war Gentleman und Pirat. Das Piratenhandwerk lernte er auf der ROYAL ROVER, einem Schiff des Kapitän DAVIS mit 32 Kanonen und 27 Drehbassen. (Dieser hatte übrigens sieben englische und holländische Schiffe gekapert-eine stramme Leistung!)
Von DEFOE wissen wir, daß Roberts ein großgewachsener Mann mit dunklem Teint war, der sich immer à la mode kleidete. Roberts trank keine alkoholischen Getränke, sondern Tee! Dennoch war er kein Spielverderber (D. Mitchel).
Seine erste "Amtshandlung" war die Beschießung eines portugiesischen Forts, wobei auch zwei Schiffe der Portugiesen in Flammen aufgingen. Dann segelte die ROVER nach Brasilien. Unterwegs traf man auf die portugiesische Flotte (42 Fahrzeuge+2 Kriegsschiffe mit je 70 Kanonen). Nach einer Breitseite wurde die SAGRADA FAMILIA (40 Kanonen) geentert. Der fromme Name hat ihr nichts genützt. Roberts segelte mit dem neuen Schiff auf und davon. Die Beute (und nur darum ging es vernünftigerweise) war unermeßlich (u.a. 50 000 Moidores=70 000 Pfund).
Nach so viel Arbeit machte Roberts erst einmal Ferien auf der Teufelsinsel. Von da ging es nach Westindien.
Wenige Monate später, im Juni 1720, tauchte er mit nur einer Schaluppe (60 Mann, 10 Geschütze) im Hafen von Trepanny /Neufundland auf. Die Gegenseite verfügte über 1200 Mann und 40 Kanonen. Der Gouverneur von Neuengland, wahrscheinlich ein heimlicher Roberts-Fan, schrieb, man könne dieser Tapferkeit und diesem Wagemut die Bewunderung nicht versagen.
Roberts kaperte eine Galeone mit 16 Kanonen. Er hatte jetzt 100 Mann. Vor der Küste kaperte er 10 französische Schiffe. Das beste davon übernahm er und taufte es ROYAL FORTUNE. Dafür bekam der französische Kapitän "großzügigerweise" die Galeone. Eine weitere wertvolle Prise war die SAMUEL.
Gelegentlich geriet seine Mannschaft außer Kontrolle. Nach DEFOE habe er sogar einen Seemann getötet, der ihn beleidigte. Roberts hatte auf seinem Schiff übrigens das Glücksspiel verboten, abends um 8 Uhr mußte das Licht gelöscht werden und trinken durfte man dann nur noch auf dem offenen Deck. So schafft man sich keine Freunde unter Piraten!
September 1720, Karibik: erfolgreiche Raubzüge! Der Gouverneur der französischen Antillen:
"Vom 28. bis zum 31. Oktober kaperten, verbrannen oder versenkten diese Piraten 15 französische und englische Schiffe und vor Dominica einen holländischen Eindringling mit 42 Geschützen."
Bassetere Road vor St. Kitts: Unter dem Feuer der Küstenbatterie plünderte und verbrannte Roberts einige Schiffe.
Der stellvertretende Gouverneur der britischen Antillen erhielt wenig später diesen Brief:
"Royal Fortune, 27. Sept. 1720
Gentlemen!
Ich schreibe Ihnen dieses, um Sie ausdrücklich wissen zu lassen, daß ich kein einziges Schiff in Ihrem Hafen angerührt hätte, wenn Sie, wie die guten Sitten es gebieten, zu mir gekommen wären, um mit mir und meinen Leuten ein Glas Wein zu trinken. Im übrigen war es nicht das Feuer Ihrer Geschütze, das mich abgeschreckt und gehindert hat, an Land zu kommen, sondern nur der Wind, der nicht unseren Erwartungen entsprach. Die Royal Rover haben Sie schon verbrannt und einige unserer Leue barbarisch mißhandelt. Aber jetzt haben wir ein ebenso gutes Schiff, und Sie dürfen weder jetzt noch später etwas anderes von uns erwarten als VERGELTUNG! Im übrigen, Gentlemen, der arme Kerl, den sie jetzt im Sandy Point Gefängnis haben, ist vollkommen ahnungslos, und was er besitzt, wurde ihm geschenkt. Folgen Sie daher bitte Ihrem Gewissen, und lassen Sie mich die Bitte aussprechen, daß Sie ihn wie einen ehrlichen Mann behandeln...Wenn wir etwas anderes hören, dann müssen Sie damit rechnen, daß wir niemandem auf Ihrer Insel Pardon geben werden.
Ihr Bartolomew Roberts"
Wahrlich, der Mann hatte Stil!-Die Gouverneure von Martinique und Barbados versuchten Roberts zu fangen. Dieser reagierte lediglich damit, daß er sich eine neue Flagge machen ließ, auf der er, auf zwei Totenschädeln stehend, dargestellt war.
Mai 1721: Gouverneur Spotswood läßt 54 Geschütze an der Küste von Virginia aufstellen.-Roberts segelt mehr als 2000 Meilen!
Ende 1721: Roberts besitzt eine neue ROYAL FORTUNE plus die GREAT RANGER und die LITTLE RANGER. Sie bringen insgesamt 11 Schiffe auf (vor Whydah).
Doch dann nahte das Ende in Form des englischen Kriegsschiffes SWALLOW.
Golf von Guinea, Kap Lopez, Papageieninsel: DEFOE berichtet:
"Bei diesem Gefecht war er prächtig gekleidet. Er trug Weste und Hose aus schwerem, dunkelrotem Damast, eine rote Feder am Hut, eine goldene Kette mit einem Diamantkreuz um den Hals, den Säbel in der Hand, und zwei Paar Pistolen hingen an einem seidenen Gurt, den er über die Schulter gelegt hatte...Vielleicht hätte er den Kampf unter verzweifelten Anstrengungen doch noch gewonnen, wenn er nicht von einem Kartätschenschuß direkt in die Kehle getroffen und tödlich verwundet worden wäre. Er sank auf die Vertäuung eines Geschützes nieder, und ein gewisser Stephenson eilte herbei. Er erkannte nicht sofort, daß der Kapitän verwundet war, schrie ihn an und forderte ihn auf, wie ein Mann weiterzukämpfen. Doch als er den Irrtum feststellte, brach er in Tränen aus und wünschte, vom nächsten Schuß selbst getötet zu werden."
Roberts wurde, so hatte er es selbst angeordnet, in seiner prächtigen Bekleidung über Bord geworfen. Er galt wie HOWELL DAVIS als unbesiegbar und kugelfest.
Ein fast romantisches Ende!
Oder, um mit den Piraten zu sprechen: Ein kurzes, aber lustiges Leben!
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Quelle: DAVID MITCHELL: PIRATEN-Geschichte und Abenteuer der Seeräuber auf den Weltmeeren, Wien, München, 1977, S. 126-134.
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E (Gentleman of Fortune)
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Piratenflaggen von Roberts:
Datei:Bartholomew Roberts Flag.svgDatei:Bartholomew Roberts Flag1.svg

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