Sonntag, 14. Oktober 2012

CONDÉ war ein netter Mann



Louis II de Bourbon, prince de, dit le Grand Condé, wurde in Paris am 8. Sept. 1621 geboren. Nach Napoleon war er der größte Feldherr Frankreichs. Er wird zusammen mit Turenne und Hoche genannt.
Am 19. Mai 1643 siegte er über die Spanier bei Rocroi "par une vigoureuse offensive". Dazu Zedler, Universallexikon von 1742:
"Ludewig (sic!) de Bourbon, Herzog von Angnien (=le duc d'Enghien), erhielt hieselbst den 19. May 1643, 6 Tage nach Ludwigs XIII Tode, einen berühmten Sieg wider die Spanier...wobey von spanischer Seite bey nahe 7000 Mann auf dem Platze blieben..."
Daneben führt Zedler diese witzig-makabre Begebenheit an:
"Der Graf von Fuentes, einer von den Spanischen Generalen, kam hierbei auch um, und zwar auf seiner offenen Chaise, darinnen er sich wegen des Podagra hatte in die Schlacht tragen lassen..."
Um 10 Uhr morgens war die Sache vorbei. Für Unterhaltung war jedenfalls gesorgt.
Condé war übrigens der einzige General, der für einen vierjährigen König am vierten Tag seiner Regierung einen Sieg erfochten hat. Diese Schlacht hatte Ludwig auf dem Sterbebett vorausgesehen. Ein weiterer entscheidender Sieg gelang bei Lens (20. Aug. 1648).
Mit 27 war Condé dreifacher Statthalter und sechsfacher Herzog.
Condé hatte ein hageres Adlergesicht, eine riesige Hakennase und einen wilden Blick. Er war relativ klein, bebte aber vor Energie. Condé war cholerisch, stolz, streitsüchtig, eigensinnig, kurzum, er hatte ein "tempérament delicat" (La Grande Encyclopédie). So verfing sich einmal der Stab eines Türstehers in seinem langen Haar. Condé zerbrach den Stab und verprügelte ihn damit.
Den Kardinal Mazarin verachtete er wegen seines Mangels an körperlichen Mut ("verdammter Sizilianer"!).
Dem jungen Ludwig XIV. schärfte Mazarin ein, immer "je veux" zu sagen, wenn der schwierige Cousin etwas bemerkte.
1650 wurde Condé im königlichen Rat verhaftet. Beinahe hätte es einen Kampf gegeben.
Seine Reaktion war ganz typisch für ihn:
"Gegen meinen Willen ziehe ich jetzt meinen Degen, und ich werde der letzte sein, der ihn in die Scheide steckt."
Condé entfesselte in alter Freundschaft einen kleinen Bürgerkrieg und brannte ein Rathaus nieder. An einem heißen Sommertag kämpfte er mit blutigem Hemd und verbeultem Panzer in Paris.
1660 mußte er, was ihm sicher schwer gefallen ist, Frieden schließen:
"Was blieb mir anderes übrig, wenn ich mich nicht auf meine Güter zurückziehen und Hasen jagen wollte."
Einmal entschuldigte sich der gealterte Condé für seine Langsamkeit, als er in Versailles eine Treppe hinaufstieg. Darauf Ludwig: "Cousin, jemand, der eine solche Last von Lorbeeren trägt, muß notwendigerweise langsam gehen." Condé war an nahezu allen militärischen Operationen seiner Zeit beteiligt.
1686 legte Condé endgültig den Degen aus der Hand.
(Zu Rocroi und Lens: Dictionaire du Grand Siécle; zu Condé gibt es meines Wissens ein Werk mit dem treffenden Titel "Condé ou l'orgeuil"; eine Recherche der Unibibliothek Mannheim nach diesem Buch auch im Ausland war nicht erfolgreich.)sss
by Erec

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