Dienstag, 2. Oktober 2012

SCHOPENHAUER 5: EWIGE WAHRHEITEN (15 noch edlere Zitate):

1.) Die Richtung der Andern (=die Nicht-Philosophen) aber ist darauf zurückzuführen, daß sie überhaupt in den Dingen stets nur das Einzelne und Individuelle sehn, nicht das Allgemeine derselben. Bloß die höher Begabten sehn, mehr und mehr, je nach dem Grad ihrer Eminenz, in den Einzelnen Dingen das Allgemeine derselben.
(Das sieht man besonders in den sog. Alltagsgesprächen, die oft auf einer ganz niederen Ebene verlaufen, die schwerlich zu unterbieten ist, worin sich eben die völlige Unfähigkeit der "plebs" zu Sachthemen und Abstraktion widerspiegelt. Da ich (wie einst Freund Schopenhauer) im Erdgeschoß wohne, muß ich mir leider jeden Tag solche völlig enthirnten Gespräche anhören , die direkt vor meinem offenen Fenster geführt werden. Übrigens: Je blöder, desto lauter!)
2.) Der innerste Kern jeder echten und wirklichen Erkenntnis ist eine Anschauung...darum ist die Phantasie ein so notwendiges Werkzeug derselben, und werden phantasielose Köpfe nie etwas Großes leisten,-es sei denn in der Mathematik.
(Einige meiner Kommilitonen waren solche "phantasielosen Köpfe", "sans genie et sans ésprit", würde Nietzsche sagen. Einer dieser Erbsenzähler nervte ganz besonders mit Numismatik.)
3.) Weder unsere Kenntnis, noch unsere Einsichten werden jemals durch Vergleichen und Diskutieren des von Andern Gesagten sonderlich vermehrt: denn das ist immer nur, wie wenn man Wasser aus einem Gefäß in ein anderes gießt. Nur durch eigene Betrachtung der Dinge selbst kann Einsicht und Kenntnis wirklich bereichert werden...
(Also: im Selbstdenken liegt das Heil!)
4.)...immer bleibt für die Kunst der Begriff unfruchtbar...
5.) Sogar bei ziemlich gleichem Grade der Bildung gleicht die Konversation zwischen einem großen Geiste und einem gewöhnlichen Kopfe der gemeinschaftlichen Reise eines Mannes, der auf einem mutigen Rosse sitzt, mit einem Fußgänger. Beiden wird sie bald höchst lästig und auf die Länge unmöglich.
(Gegenmittel: Soliloquia!-Sind eh ergiebiger!-Das ist wohl auch der Grund, warum meine Lateinschüler nach der Stunde fluchtartig aus meinem Gelaß fliehen.)
6.)... allezeit und überall, in allen Lagen und Verhältnissen, haßt Beschränktheit und Dummheit nichts auf der Welt so inniglich und ingrimmlich, wie den Verstand, den Geist, das Talent. Daß sie hierin sich stets treu bleibt, zeigt sie in allen Sphären, Angelegenheiten und Beziehungen des Lebens, indem sie überall jene zu unterdrücken, ja, auszurotten und zu vertilgen bemüht ist, um nur alleine dazusein...Und welche furchtbare Majorität hat sie dabei auf ihrer Seite!. Dies ist ein Haupthindernis der Fortschritte der Menschen in jeder Art.
(Wie singen doch die "Toten Hosen" so treffend: Die meisten sind häßlich und haben nicht einmal Abitur!-Ich sage: Gott bewahre mich vor dialektsprechenden Hauptschülern und vor verblödeten alten Weibern und nicht minder beschränkten alten Rentnern!)
7.) Um originelle, außerodentliche, vielleicht gar unsterbliche Gedanken zu haben, ist es hinreichend, sich der Welt und den Dingen auf einige Augenblicke so gänzlich zu entfremden, daß Einem die allergewöhnlichsten Gegenstände und Vorgänge völlig neu und unbekannt erscheinen, als wodurch eben ihr wahres Wesen sich aufschließt. Das hier Geforderte ist aber nicht etwa schwer; sondern es steht gar nicht in unserer Gewalt und ist eben das Walten des Genius.
(Einige werden sicher schon einmal die Erfahrung gemacht haben, daß eine Inspiration über sie kommt, sozusagen "superno dono". Das sind dann die wahren Momente im Dasein. Den meisten allerdings fällt nichts ein und dies lebenslänglich. Warum braust der Strom des Genies so selten, fragt unser Goethe.)
8.) Unser erkennendes Bewußstsein, als äußere und innere Sinnlichkeit (Rezeptivität), Verstand und Vernunft auftretend, zerfällt in Subjekt und Objekt, und enthält nichts außerdem. Objekt für das Subjekt sein, und unsere Vorstellung sein, ist das Selbe. Alle unsere Vorstellungen sind Objekte des Subjekts, und alle Objekte des Subjekts sind unsere Vorstellungen.
(Damit ist alles gesagt.)
9.) Die Anschauung, d.h. die Apprehension einer objektiven, den Raum in seinen drei Dimensionen ausfüllenden Körperwelt, entsteht durch den Verstand, für den Verstand, im Verstande, welcher, wie auch die ihm zum Grunde liegenden Formen Raum und Zeit, die Funktion des Gehirns ist.
(Was macht man aber ohne Verstand?)
10.) Die Welt als Vorstellung hat zwei wesentliche, notwendige und untrennbare Hälften. Die eine ist das Objekt: dessen Form ist Raum und Zeit, durch diese die Vielheit. Die andere Hälfte aber, das Subjekt...verschwände aber auch jenes einzige; so wäre die Welt als Vorstellung nicht mehr. Diese Hälften sind daher unzertrennlich, selbst für den Gedanken: denn jede von beiden hat nur durch und für die andere Bedeutung und Dasein, ist mit ihr da und verschwindet mit ihr. Sie begrenzen sich unmittelbar: wo das Objekt anfängt, hört das Subjekt auf. Die Gemeinschaftlichkeit dieser Grenze zeigt sich eben darin, daß die wesentlichen und daher allgemeinen Formen alles Objekts, welche Zeit, Raum, Kausalität sind, auch ohne die Erkenntnis des Objekts selbst, vom Subjekt ausgehend gefunden und vollständig erkannt werden können, d.h. in Kants Sprache, a priori in unserm Bewußtsein liegen. Diese entdeckt zu haben, ist ein Hauptverdienst KANTS und ein sehr großes.
(Es ist alles im Kopf!- Die Welt=meine Vorstellung (so lautet die Formel). Alles ist uns auf diesem Wege gegeben. Keiner kann etwas nennen, was keine Vorstellung ist, außer das DING AN SICH, und das hat noch keiner gesehen (ich jedenfalls nicht).-Dies ist die Position des IDEALISMUS (wie sie seit PLATON existiert; s. auch das "Höhlengleichnis"): Alles ist Wahrgenommenwerden. Den Idealismus auf die Spitze getrieben hat der bishop GEORGE BERKELY: ESSE EST PERCIPI=SEIN IST WAHRGENOMMEN WERDEN!)-
11.) Wie unser Auge es ist, welches Grün, Rot und Blau hervorbringt, so ist es unser Gehirn, welches Zeit, Raum und Kausalität (deren objektiviertes Abstraktum die Materie ist) hervorbringt.-Meine Anschauung eines Körpers im Raum ist das Produkt meiner Sinnes-und Gehirn-Funktion mit x.
12.) Einen Beweis für den SATZ VOM GRUNDE insbesondere zu suchen, ist überdies eine spezielle Verkehrtheit, welche von Mangel an Besonnenheit zeugt.
(Das wäre etwa, wie wenn man nach der Kausalität der Kausalität sucht.)
13.) Der Satz vom Grunde ist das Prinzip aller Erklärung...Diesem gemäß ist der Satz vom Grunde selbst...nicht weiter erklärbar; weil es kein Prinzip gibt, das Prinzip aller Erklärung zu erklären, -oder wie das Auge Alles sieht, nur sich selbst nicht.
(So ist es!)
14.) Der TRANZENDENTALE IDEALISMUS macht der vorliegenden Welt ihre EMPIRISCHE REALITÄT durchaus nicht streitig, sondern besagt nur, daß diese keine unbedingte sei, indem sie unsere Gehirnfunktionen, aus denen die Formen der Anschauung, also Zeit, Raum und Kausalität entstehn, zur Bedingung hat.
15.) ...wir aber wissen, daß nur mittelst der Anschauungsformen des Raumes die Vielheit, und mittelst der der Zeit das Vergehen und Entstehen möglich sei, so erkennen wir, daß ein solcher Hergang keine absolute Realität habe, d.h. daß er dem in  jener Erscheinung sich darstellenden Wesen an sich selber nicht zukomme...
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E.


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