Mittwoch, 21. August 2013

DR. WALTER R. FUCHS: ÜBER KOSMISCHE ENTFERNUNGEN UND LEERE


Stellt man Überlegungen an über unsere Milchstraße und ihre Milliarden von Sternen, so betreten wir nach W. R. FUCHS einen Raum, der sich unserer "normalen" Anschauung entzieht:
"Mit Überlegungen, die über unser gewöhnliches Alltagsdenken hinausgehen, muß man sich jedoch im Zeitalter der modernen Naturforschung und Technik vertraut machen..."
Dazu gehören auch die sprichwörtlich astronomischen Entfernungen und Dimensionen des Weltalls. Diese sind so riesig, daß man sie in Lichtjahren messen muß. Ein Lichtjahr ist, wie jeder aus dem Physikunterricht noch wissen sollte, die unvorstellbare Entfernung, die das Licht, das unvorstellbar schnell ist, in einem Jahr zurücklegt. Das ist nicht wenig, wie man sich vorstellen kann.
"Die Lichtgeschwindigkeit ist eine Grenzgeschwindigkeit. Infolgedessen kann man Entfernungen recht praktisch durch die Zeit messen..."
Das Licht ist sogar so schnell, daß es pro Nano-Sekunde (10 hoch minus 9)-das ist förmlich ein Nichts von einem Nichts-immer noch 30 cm schafft!
Um dem Leser einen Eindruck der Unermeßlichkeit des Alls zu vermitteln, beleuchtet W. FUCHS unsere "nähere" kosmische Umgebung, also das, was sozusagen "vor der Haustür" liegt. Allein dieser "kleine" Ausschnitt ist für unser Alltagsdenken unvorstellbar.
So sind es bis zur Sonne "gerade mal" 8 Lichtminuten. Bis zu Neptun und Pluto (die jwd sind), sind es bereits 6 Lichtstunden.
Dann kommt erst einmal nichts:
"Danach kommt eine 'GÄHNENDE LEERE' in der Milchstraße, zumindest was die 'größeren Materieansammlungen' anlangt.
Doch 'GÄHNENDE LEERE' ist wiederum eine recht relative Kennzeichnung: Selbst unser Planetensystem kann mit Fug und Recht als 'gähnend leer' bezeichnet werden. Vergessen Sie einmal die beliebten Vergleiche, bei denen die Erde zur Erbse und die Sonne zur Orange wird! Ein kleiner Fingerhut voll Wasser im Münchner Olympiastadion unterm imposanten Zeltdach verspritzt: Das ist vergleichsweise die gesamte Materie, die sich in unserem Planetensystem befindet."
Viel und doch nicht viel. Wie man's nimmt. Das meiste ist also Leere (Zustand, der (analog dazu) in den Köpfen vieler vorherrscht, by the way).
(Was ist dagegen irgendein Ding, auf das mancher so stolz ist?!)
Doch wie geht es weiter im All? Der nächste Stern ist ALPHA CENTAURI (An dieser Stelle möchte ich die wunderbare sowie geistreiche Fernsehserie von PROF. H. LESCH jedem anempfehlen, der sich für das große Ganze interessiert.). Also wie geht's da draußen weiter? Als nächstes stoßen wir auf ALPHA CENTAURI, unsere Nachbarsonne. Entfernung: "lächerliche" 40 Billionen Kilometer. Das ist eine 4 mit ganz vielen Nullen (viel mehr, als es auf der Erde gibt, by the way). Oder kurz: 4 Lichtjahre.
Dann kommt wieder eine Weile nichts, bis wir auf unserer Reise zu BARNARDS STERN kommen, der sogar einen Planeten hat! Entfernung: 6 Lichtjahre. Dann kommt SIRIUS (9 LJ), ATAIR (16 LJ) und WEGA (26 LJ). Und so geht es immer weiter ad infinitum bis in alle Ewigkeit.
(An dieser Stelle kann ich nicht umhin, an die SF-Serie "INVASION VON DER WEGA" zu erinnern, die in den frühen 70ern im t.v. lief. Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern. Es gab ja damals noch nicht so viel im Fernsehen, und man war froh über alles, was in der Kiste lief.)
O.k., so geht das jedenfalls weiter durch die ganze Galaxis, die einen Durchmesser von 100 000 LJ und eine Dicke von 20 000 LJ hat (ganz schön dick, die Milchstraße!).
Ja, wie geht's dann weiter. Dann kommt erst mal wieder jede Menge nichts und dann: Der ANDROMEDANEBEL, unsere Nachbargalaxis. Entfernung: 2 Millionen LJ!
Der Chinese SU-SHU-HUANG (oder so) hat übrigens ausgerechnet (wie?), daß vermutlich jeder 17. Stern unserer Milchstraße (=6 % unserer Nachbarsonnen) einen Planeten besitzt, wo es intelligentes Leben geben könnte. Aufgrund dieser Überlegungen ist mit der nächsten Zivilisation so in ca.18 LJ (180 Billionen km) Entfernung zu rechnen. Das heißt, daß wir uns wahrscheinlich nie begegnen werden und für alle Zeit von der Pelle bleiben. Eine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, wäre allerdings der Funkverkehr, jedoch würde ein solches "Telefonat" ein wenig dauern. Hier stellt sich nun das Problem der richtigen Frequenz. W. FUCHS macht folgenden Vorschlag:
"Angenommen, es gibt bereits extraterrestrische (außerirdische) Zivilisationen, die miteinander im Funkgespräch sind, so könnten wir auf der Erde ja versuchen, in den entsprechenden Signalstrom 'hineinzuhören'."
Und in diesem Sinne fährt er fort:
"Falls nämlich intelligente Außerirdische auf die Idee gekommen wären, Kontaktsignale auszustrahlen, dann hätten sie es vermutlich auch einmal 'Richtung Erde' versucht. Unsere Sonne gehört ja schließlich auch zu den Sternen mit breiter Ökosphäre: Für extraterrestrische Intelligenzler liegt daher der Schluß nahe, daß auch sie einen 'lebensverdächtigen' Planeten besitzt..."
(Ich würde allerdings den armen Aliens von einem Besuch bei uns dringend abraten!)
Und W. FUCHS folgert:
"Wir haben gesehen, daß die Existenz zahlreicher außerirdischer Zivilisationen innerhalb der Milchstraße weitaus plausibler scheint als die Einzigartigkeit unserer irdischen Zivilisation."
(Auch wenn dies der Religion nicht gefällt.)
Dann wird W. FUCHS etwas optimistisch:
"Wenn wir überhaupt eine technische Möglichkeit eines solchen interstellaren Radiokontaktes anerkennen-und es gibt kaum ein vernünftiges Argument, das dagegen spricht-, dann existiert ein solcher Funkverkehr bereits zwischen anderen Zivilisationen."
(Ob die wohl genauso viel reden wie wir?)
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WALTER R. FUCHS: LEBEN UNTER FERNEN STERNEN?-DROEMER-KNAUR, MÜNCHEN 1973, S. 24-29.
W. FUCHS war Sachbuchautor und verstarb früh (geb. 1937 in Princeton/ New Jersey, gest. München 1976).
Bekannt wurde FUCHS durch seine zahlreichen Veröffentlichungen und durch das "TELEKOLLEG", das er 1966 begann.
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R.

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