Sonntag, 11. August 2013



SEESPUK: DAS GEHEIMNISVOLLE ST.-ELMS-FEUER

"An den Toppen und Rahnocken des 'Fliegenden Holländers' leuchtet jenes unheimliche, glänzende Licht, in dessen fahlem Höllenschein er dahinfährt durch die Nacht."
So beginnt PAUL GERHARD HEIMS seinen Bericht über das Elmsfeuer.
Schon auf dem Zug der Argonauten erschien das Elmsfeuer über den Köpfen von Castor und Pollux. Seit dieser Zeit wird das Elmsfeuer nach diesen benannt, wenn es zwei Flammen sind. Ist es nur eine Flamme, so heißt es Helena. Diese war die Schwester der beiden und die Tochter der unheilbringenden Leda. Daher bedeutet es Unheil.
Bei KOLUMBUS, HISTORIA DEL ALMIRANTE (2. Reise) findet sich dies:
"Am Sonnabend, zur Nachtzeit, wurde der Leib des heiligen ELMO gesehen mit sieben hellen Lichtern im Großtopp-und nachher folgte heftiges Gewitter mit Donner und Blitz und gießendem Regen. Ich glaube,daß es jene Lichter waren, welche die Seeleute den Leib des heiligen ELMO nennen; sie sangen Litaneien und sprachen Gebete zu ihm hinauf in der sicheren Gewißheit, daß, wenn er erscheint, im schwersten Sturm keine Gefahr zu fürchten sei. Was daran ist, das überlasse ich anderen auszumachen. PLINIUS sagt, daß die Römer, wenn ihnen solche erschienen, sagten, es sei Castor und Pollux."
Auch MAGALHAES (s. PIGAFETTAS BERICHT der Reise) erzählt davon, daß sie oft das "CORPO SANTO" bzw. ST. ELM gesehen hätten:
"In einer dunklen Nacht erschien es uns gleich einer leuchtenden Fackel auf dem Großtopp und blieb dort etwa zwei Stunden lang: und das war ein großer Trost für uns während des Sturms. Bei seinem Verschwinden goß es eine solche Fülle von Licht über das Schiff aus, daß sie uns fast blendete; aber der Wind schied augenblicklich aus."
Auch ein gewisser LINSCHOTEN  hat es gesehen:
"In der selben Nacht (1588) sahen wir auf der Großrah und an vielen anderen Stellen eine Art Zeichen, von dem man annimmt, daß es besseres Wetter bedeute und nie stille steht. Das nahm mich wunder; und ich hätte es nie geglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte...Diese Lichterscheinung...sieht aus wie ein trübes brennendes Lich, das immer die Stelle wechselt."
(LINSCHOTEN UND DAMPIERS BERICHT)
Und eine andere Quelle berichtet:
"Aber wir kamen glücklich durch den Sturm, sintemal beim Beginn desselben, zwischen elf und zwölf Uhr nachts, SANT ELMO an der Spitze des Hauptmastes uns erschienen war in der Gestalt von drei unterschiedlichen Lichtern, mild und wohltuend zu schauen: eben die Form, in welcher die Heiligen gern betrübten Seeleuten erscheinen bei ähnlichen Gelegenheiten. Wir baten alle die Erscheinung um eine gute Fahrt, und keiner unterließ das; und da erfuhren wir, daß sie unser Tun verstand und uns nicht in Unkenntnis ihres besonderen Schutzes lassen wollte, indem sie uns ein deutliches Zeichen davon gab: Der Heilige ging von der Spitze des Hauptmastes zur Spitze des Vordermastes über, in derselben Gestalt, und dann baten wir ihn noch dreimal um glückliche Fahrt-und da erschien der Heilige, wie um uns aufs neu zu vergewissern, zum dritten Male im Großtopp und schien in dreifacher Form dreier brennender Lichter, und nochmals wünschten alle auf einmal glückliche Reise. Dann sahen wir ihn nicht mehr, aber wir hatten in uns selbst die feste Zuversicht und redeten sie einer dem anderen ein, daß wir eine gute, glückliche Fahrt haben würden."
(DURO, DIQUISITIONES, Brief eines peruanischen Priesters von 1639)
Ein gewisser WERNER deutet die Sache in seinem Buch mit dem netten Titel "TOTENLICHTER" folgendermaßen:
Das Elmsfeuer ist der Geist eines verstorbenen Kameraden. Steigt es auf, ist es ein gutes Vorzeichen, steigt es ab ein böses. Wenn es einem ins Gesicht scheint, bedeutet dies Unglück für die betreffende Person.
Heutige Erklärung: Das ST.-ELM-FEUER ist "eine ELEKTRISCHE LICHTERSCHEINUNG bei starker Luftelektrizität, die sich allerdings nur während eines Sturmes oder vor diesem zeigt..."
Ergo: Heiliger und Erscheinung-Fehlanzeige! Alles reine Physik. Wer zu viele Erscheinungen hat: sofort zum Arzt!
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weitere mehr oder weniger groteske "Erklärungsversuche": EL MASUDI-BARTOLOMEO CRESCENTIO, NAUTICA MEDITERRANEA-BURTON, ANATOMY OF MELANCHOLY, 1624-SEA AND SHORE, 1827-BLECHI, De re navali-VARENIUS, 1656-BRITISH APOLLO, 1710-WONDERFUL HISTORY OF THE STORMS, HURRICANES ETC., 1700-
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P. G. HEIMS: SEESPUK, München, o. J. (Goldmanns gelbe Taschenbücher)
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ST. ELMO leuchte über euch!
R.





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